Klangbilder aus vier Jahrhunderten

18 Musiker bieten zauberhafte Flötenmusik in der Klosterkirche Neuhaus

11.10.19 –

Neuhaus am Inn. Der Raum der neu renovierten ehemaligen Klosterkirche war erfüllt von zauberhaften Tönen: 18 Musiker der Städtischen Musikschule Passau spielten höchst virtuose Blockflötenmusik aus vier Jahrhunderten, Werke, die in ihrer Stimmenvielfalt die Zuhörenden zu einer Traumreise in das barocke Italien und das höfische England einluden. Inge Reinelt hatte mit den Musizierenden ein hochrangiges Konzertprogramm erarbeitet, das weithin schwerelos zu sein schien, das die einzelnen Stimmen von der kleinsten Sopranflöte bis zur großen Bassflöte, vor allem aber die schon durch ihre ungewöhnliche Konstruktion herausragenden Paetzold-Flöten in vollendeter Harmonie zusammenführte, den Klangraum aber auch immer wieder öffnete und manchen Zuhörenden in neue musikalische Welten entführte.

"Kaleidoskop" war das Konzert zu Gunsten der Renovierung der Klosterkirche in Neuhaus überschrieben, zu dem der Kulturförderverein Neuhaus eingeladen hatte. Und wie in einem Kaleidoskop immer wieder neue Bilder entstehen, sich die Bilder verändern und immer neu leuchten, so entstanden durch die Flöten immer neue, sich verändernde Klangbilder.

Breit angelegt war die Auswahl der Werke, eingerahmt von zwei Kompositionen von Pieter Campo (geb. 1980), bei dem das ganze große Ensemble in höchster Konzentration zusammenwirkte. Drei Ensembles zeigten die Vielfalt virtuoser Blockflötenmusik: "Wind machine", drei junge Musikerinnen, die mit viel Eleganz und Leichtigkeit barocke Kompositionen interpretierten, bis hin zur beschwingten Triosonate von Joseph Brodin de Boismortier (1689-1755), danach das zehnstimmige Ensemble "Polygon", dessen Programm in der Spannung zwischen Barock und Gegenwart, zwischen Italien und England stand. Fein moduliert waren die Stimmen, getragen von den dunklen Tönen der Paetzold-Flöten, besonders eindrucksvoll in "Flow", einer Komposition von 2012 von Eileen Silcocks (1954-2017). Die schwermütig-dunkle Seite der Barockzeit fand in der vom achststimmigen Ensemble "Alcioni volanti" mit höchster Spannung interpretierten Pavane von Thomas Tomkins (1572-1656) ihren berührenden musikalischen Ausdruck. Das war in jeder Hinsicht bewegende Flötenmusik zwischen Tanz und Trauer, Freude, Lust und Lebensangst, Klangvielfalt, die aus düsterer Klage zur Hoffnungsmusik wurde.

Dass Flötenmusik auch "kriegerisch" sein kann, zeigte die temporeiche "Aria della Battaglia a 8" von Annibale Padovano (1527-1575) mit höchsten Ansprüchen an die rhythmische Interpretation. Zum Träumen luden die Flöten mit der Pavane von Henry Purcell (1659-1695) ein, und das "Swing thing" von Raphael Meyer machte deutlich, dass Blockflötenmusik auch sehr "modern" und schwungvoll sein kann, mit viel Rhythmus und Dynamik. Das war einmal mehr ein ausdrucksstarker Beweis dafür, welche Vielfalt an Möglichkeiten sich hinter dem Begriff "Blockflöte" verbergen, die durch Inge Reinelt und ihre Schüler vollendet und mit größter Virtuosität zum Klingen gebracht werden. −

Quelle: Passauer Neue Presse vom 10. Oktober 2019
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