Homogene Klangfülle

Konzertchor ProvoCantus aus Freyung-Grafenau bei HSE-Jubiläum

18.08.18 –

Das "Ave Maria" von Javier Busto, gemeinsam dargeboten von den "Jubilaren", dem Heinrich Schütz-Ensemble (HSE) Vornbach, und seinen Gästen, dem Konzertchor ProvoCantus aus Freyung-Grafenau, setzte in überzeugender Bestimmtheit einen ergreifenden Schlusspunkt. Stille. Und dann nahm der Beifallsturm in der voll besetzten Kirche von Vornbach am Donnerstagabend erst dann ein Ende, als alle Sänger und Sängerinnen die Aufführungsstätte verlassen hatten. Die Komposition des 1949 geborenen Spaniers bot den knapp 100 vereinigten Sängern unter dem einfühlsam austarierten Dirigat des zweiten HSE-Chorleiters Markus Bauer Gelegenheit, alle Facetten an Emotionen, besonders die fröhlich, positiv gestimmten, heraushören zu lassen und zu verdeutlichen: Zum Glauben gehört auch die Hoffnung.

Damit trafen die Programmgestalter des à Cappella Konzerts den Kern ihres Mottos "Be not afraid", angelehnt an den Kompositionstitel von Knut Nysted (1915 bis 2014), mit dem der 50-köpfige gemischte HSE-Chor seine Beiträge nach einer Pause mit ebenso sensibler wie wuchtiger Klangfülle gestartet hatte. Das Heinrich Schütz Ensemble konzentrierte sich außer auf Busto und den Norweger Nysted auf den Russland-Deutschen Alfred Schnittke (1934 bis 1998) und den aus dem Allgäu stammenden Wolfram Buchenberg, Jahrgang 1962. Dessen "Ich bin das Brot des Lebens" beinhaltete das musikalische Spektrum zwischen tiefer Ehrfurcht, stiller Andacht und unerschütterlicher Gläubigkeit. Ein wenig schade, dass sich die HSE-ler bei ihrem Geburtstagskonzert an ihrer Wiegenstätte in Vornbach auf Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts konzentriert hatten und nicht wenigstens mit einem Stück ihrem Namensgeber ihre Referenz erwiesen.

Mit differenzierten Beiträgen, vom "Nos autem gloriari" über Olivier Messiaen bis hin zu Josef Gabriel Rheinberger mit seinem Abendlied "Bleib bei uns" war den 44 Choristen von ProvoCantus unter ihrem Leiter Ansver Sobtzick eingangs ein Spagat zwischen den Epochen gelungen – vom gregorianischem Choral über Renaissance und Barock bis Françis Poulenc’ (geboren 1938) "Tristis est anima mea". Gerade bei den nicht-lateinischen Beiträgen wie Max Regers "O Ursprung aller Brunnen" oder Josef Gabriel Rheinbergers Abendlied "Bleib bei uns" entfaltete der Chor, der erstmals zusammen mit dem Heinrich Schütz Ensemble auftrat, subtile Interpretationen. Insgesamt ein Abend mit Klängen wie aus einer anderen Welt.

Josefine Eichwald

Quelle: Passauer Neue Presse vom 18.08.2018
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