Glanzvoller Abschluss

Heinrich-Schütz-Ensemble Vornbach: 25. Chor-Jubiläum mit wundervollem "Sommernachtstraum" sowie StimmGold und Paminger -Ensemble

20.08.18 –

Am grünen Ort erschallen Lustgesänge – heißt es bei Felix Mendelssohn Bartholdy. Dieses Zitat traf am Samstag und Sonntag im romantischen Schloss Vornbach wahrlich zu. Dort fand der Abschluss des 25. Chor-Jubiläums des Heinrich-Schütz-Ensembles Vornbach (HSE) statt. "Sommernachtstraum" war das Motto und alle (ehrenamtlich Beteiligen – auch der Himmel war gnädig – ) sorgten dafür, dass es für das voll besetzte Auditorium im Innenhof ein unvergesslicher Sommernachtstraum wurde.

Populäres Werk in strenger Klarheit

Im Mittelpunkt stand Felix Mendelssohn Bartholdys gleichnamiges Werk, musiziert von L’arpa festante, den Solisten Theresa Krügl und Theresa Pilsl und dem Frauenchor des HSE unter der Leitung von Martin Steidler. Er bindet in dieses elfsätzige Werk den Schauspieltext ein, der von Gerhard Bruckner und Annika Pilstl markant gesprochen und gestenreich dargestellt wird.

Dem Ensemble gelingt unter Steidler, dieses populäre Orchesterwerk in einer fast strengen Klarheit und doch detailfreudigen Feinfühligkeit. Forsche Hörner, flirrende Geigen und stampfende Trompeten bezeichnen u. a. die Stimmungen der einzelnen Bilder dieser Märchenwelt der Elfen, der tanzenden Rüpel und des verspielten Kobolds Puck.

Steidler gelingt es auch, in den schon überstrapazierten Nummern wie den oft nur scheppernd und laut gespielten "Hochzeitsmarsch" und dem "Notturno" ein präzise Dynamik und eine klare Struktur zu setzen, so dass geraden diese Musiken erfrischend neu und verwandelt klingen.

Das "Treffen in der Dämmerung", zu dem die Elfen am Ende auffordern, war mit einer Überraschung verbunden: So trat das fantasievoll ausgestattete Maskentheater Vornbach unter seiner Leiterin Christine Ruis auf – und verzauberte die Besucher zur nächtlichen Stunde im Park. Eine hübsche Idee!

Die Geister bereiten quasi auf die "Erste Walpurgisnacht" Felix Mendelssohn Bartholdys nach dem Text des Goethe-Gedichts vor, die nach der Pause gespielt wird. Die weltliche Kantate führt in die Welt Heidentum gegen Christentum.

Hier beweist das Heinrich Schütz Ensemble Vornbach, warum es schon einige Preise abgeräumt hat. Der vierstimmige Chor überzeugt durch präzise Einsätze, Textdeutlichkeit und ein reiches Ausdruckspotential. Diese Sänger verstehen es, mit ihrem Instrument Stimme umzugehen. Besonders überzeugend in "Es lacht der Mai!" und "Kommt mit Zacken und mit Gabeln". Herrlich auch die Solisten in ihren unterschiedlichen Rollen: Bariton Christian Miedl, Tenor Youn-Seon Shim, Bass Eric Ander und Altistin und HSE-Stimmbildnerin Barbara Schreiner.

Wer an Puppentheater Freude hat, kommt schon am Spätnachmittag zu "Sommernachtstraum oder: Wer ist hier der Esel?" nach Shakespeare von Annika Pilstl (Regie: Kristine Stahl, Ausstattung Christian Werdin). Bezaubernde 16 Puppen – originell: Puck als flinke Grille! – und ein rasantes Spiel mit großem Textvolumen zeigte die diplomierte Puppenspielerin aus dem Landkreis Passau vor einem hauptsächlich erwachsenen Publikum.

Insgesamt besuchten 1500 Gäste die Jubiläumsveranstaltungen.

Edith Rabenstein

Am Freitagabend zuvor waren die beiden Vokalensembles StimmGold und Leonhard-Paminger-Ensemble in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt zu hören.

Die beiden Sechserformationen, die auch teilweise aus dem Schütz-Ensemble hervorgegangen sind, glänzten, jede auf ihre Weise, mit hervorragenden, solistisch ausgebildeten Stimmen, deren Ensemble-Geist und inhaltliche Zielsetzungen sich auch merkbar unterschieden.

StimmGold sucht hierzu neue Wege, während das Paminger-Ensemble sich vornehmlich der polyfonen Musik des Spätmittelalters hingibt. StimmGold (darunter die souveräne Helene Grabitzky) begann mit einem schön intonierten Psalm "Die Himmel erzählen" (Schütz), wobei die Stimmqualitäten, aber auch leicht übergewichtige männliche Timbres ins Ohr fielen.

Die folgende Musik des Spätmittelalter und neue Wege

Motette "Selig sind die Toten" (ebenfalls Schütz) bot zu Herzen gehende Kantilenen, einen personifizierten Stimmeinsatz und einen strahlenden Schluss! Denkbaren Kontrast dazu bildete "Love, whose month is ever May" und "So sweet a kiss" vom jungen britischen Komponisten Owain Park nach Shakespeares Love Songs. Die Gesänge von Timothy C. Takach und Nils Lindberg legten mit mitunter einfältigen Phrasenbildungen den Gedanken nahe, sich nach qualitativ besseren modernen Werken umzuschauen.

Ein großes Kreisen um Gott, die Dreifaltigkeit und biblische Ereignisse durchzieht das riesige Werk des österreichischen, immer mehr entdeckten Werkes von Leonhard Paminger, der in Passau gewirkt hat. Man könnte sich kein homogeneres Vokalensemble hierzu wünschen als das gleichnamige Ensemble, bei dem Martin Steidler selbst die sensible Bariton-Position inne hat. Aus H. Hesses "Flötenspiel" (zu 3 Stimmen) von Ensemblemitglied Mathias Deger hätte man noch mehr machen können. Zum Schluss sei noch die wunderbare Wirkung von Pamingers "Lumen ad revelatium gentium" angesprochen, der die zahlreichen begeisterten Zuhörer in den Bann zog.

Hans-Udo Kreuels

Quelle: Passauer Neue Presse vom 20.08.2018
Wir danken der PNP für die freundliche Genehmigung der kostenlosen Nutzungsrechte auf unserer Website.