Blick in die Weite der Ewigkeit

Vokalensemble Lauschwerk – Strahlende junge Stimmen und alte Musik

12.07.21 –

Was für ein Geschenk an alle, die sehr nach Kultur hungern – das erste Chorkonzert in der Pfarrkirche Vornbach nach der langen Zeit, in der Chöre nicht singen durften – und es war ein sehr tröstliches Konzert des Vokalensembles Lauschwerk unter der Leitung von Martin Steidler, organisiert vom Kulturförderverein. Kein Wunder, dass die begrenzte Besucherzahl erreicht war.

Die 24 Sängerinnen und Sänger, mit Martin Steidler nicht nur durch viele Jahre in der Audi Jugendchorakademie freundschaftlich verbunden, ließen ihre Lust am wiederbelebten Chorgesang mit Freude spüren. Für Martin Steidler wurde dieses erste Konzert seit der Pandemie zu einem "Heimkommen" nach Vornbach, wo er 1993 sein Heinrich-Schütz-Ensemble gegründet hatte.

Das Programm war anspruchsvoll und verlangte viel Konzentration, die durch den Klang der kunstvoll verwobenen Stimmlinien überreich belohnt wurde: Motetten aus dem Chigi-Kodex, einer der bedeutendsten Manuskriptsammlungen von Chormusik aus der Renaissance, geistliche Werke von Loyset Compère (um 1440-1518), Johannes Ockegham (um 1420-1497), Johannes Regis (um 1425-1496), Heinrich Isaac (1450- 1517) und Josquin Desprez (um 1450-1521). Bei diesen Werken, manchmal eher unbekannte Schätze der Musikliteratur, ist die Stimme jedes Singenden in sich tragend, verlangt Motivation, die beim Ensemble Lauschwerk vom ersten Ton an zu spüren war.

Das wurde vor allem hörbar bei den Vertonungen des "Lux aeterna", dem Gesang aus der Totenmesse: "Das ewige Licht leuchte ihnen". Der achtstimmige Satz von Edvard Elgar (1857-1920) öffnete gleichsam den Himmel – ein Bild für die Ewigkeit, auch für die Hoffnung, die über alles Erdenschwere hinausreicht. Und als Höhepunkt und Abschluss die Vertonung des "Lux aeterna" von György Ligeti (1923-2006), einem Werk der Chorliteratur, in dem sich Zwölftonmusik und zwölf Rhythmen zu einer dichten, gleichzeitig offenen Klangeinheit formen, in dem Obertöne über dem Notentext schweben und diesen zum Schwingen bringen.

Am Ende stehen sieben Takte Pause – atemlose Stille, durch die Sängerinnen und Sängern durch Martin Steidler zum stimmlosen Gesang geworden, die sich auch auf die dichte Atmosphäre im Publikum übertrug – erst nach dieser Stille kam der gewaltige, Applaus für Martin Steidler, das Ensemble Lauschwerk und für die zutiefst bewegende Rückkehr der Musik, die den Blick der Seele weitet – auch in die Tiefe der Ewigkeit.

Hans Würdinger

Quelle: Passauer Neue Presse vom 12. Juli 2021
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