Unbekannte musikalische Kostbarkeiten virtuos interpretiert
Paul Leenhouts und „Fantasmi“ mit böhmischen Barockkonzerten
18.07.23 –
Vornbach. Wenn kleine musikalische Kostbarkeiten aus den großen Musikbibliotheken geholt werden, dann wollen sie auch zum Klingen und zum Funkeln gebracht werden. Paul Leenhouts, der aus den Niederlanden stammende Direktor der Abteilung für Alte Musik an der University of Texas, versteht es vorzüglich, diese Musik mit seinem Ensemble „Fantasmi“ wieder lebendig zu machen und die Zuhörenden nicht nur zu unterhalten, sondern sie hineinzuziehen in die Heiterkeit und Lebensfreude der Fürstenhöfe in der Barockzeit. Das Konzert des Ensembles „Fantasmi“ in der Pfarrkirche in Vornbach, veranstaltet vom Kulturförderverein Neuhaus, wurde mit kleinen, feinen Kompositionen „Musica Bohemia“ zu einem heiter-erbaulichen Sommerabend, der vom Publikum mit stürmischem Applaus bedacht wurde.
Das Ensemble „Fantasmi“ besteht aus jungen Musizierenden aus den USA, aus Mexiko, Südkorea und Israel, die von Paul Leenhouts, in Vornbach schon seit mehreren Jahren ein immer wieder begeistert aufgenommener Gast, behutsam geführt werden, die aber auch als Solisten ihre eigenen Stärken ausdrucksvoll erklingen lassen können.
Nach einem beschwingten Auftakt mit einer Heinrich Ignaz Franz von Biber zugeschriebenen Sonata Jucunda, bei der Paul Leenhouts elegante Akzente auf der Blockflöte setzte, erklang das d-Moll-Konzert von Jan Antonin Reichenauer, bei dem die großartige Sydney ZumMallen auf dem Barockcello weiche, brillante Solopassagen setzen konnte.
Der junge Mexikaner Karim Ayala Pool lebt förmlich mit seiner Barockgeige. Sein Solopart im Konzert in F-Dur von Joseph Umstatt wurde zu einem funkelnden musikalischen Feuerwerk in einem Musikstück, das vielleicht gute sinnfreie barock-höfische Unterhaltungsmusik des 18. Jahrhunderts war, aber durch glanzvolle Interpretation zum klangvollen Erlebnis wurde.
Einen spannungsvollen Dialog zwischen der von Paul Leenhouts virtuos gespielten Flöte und den hochmotivierten Streichern bildete das Konzert in B-Dur von František Jiránek: Die Flöte geht tänzerisch-verspielt allein ihren Weg, wird aber in einem strahlenden Allegro „eingeholt“ und begleitet. Unverkennbar war hier Jiráneks Ausbildung bei Antonio Vivaldi in Venedig.
In einem glanzvollen Solo auf dem Barock-Cembalo setzte die Südkoreanerin Jiyoung Kim einen weich-melodischen Klangakzent im Konzert h-Moll von Jiři Antonin Benda, bevor die aus Israel stammende Polly Klein temperamentvoll-elegant im musikalischen Dialog zwischen ihrer Barockgeige und dem Cello im Konzert D-Dur von Josef Antonín Gurecký das Publikum regelrecht verzaubern konnte. Glanzvoller Schlusspunkt eines rundum großartigen musikalischen Abends war das Konzert D-Dur von Antonin Jiránek mit brillanten Solostimmen: Annie Barnette auf der Barockgeige und RJ McDowell (beide USA) auf der Barockbratsche zeigten ihre ausdrucksstarke Virtuosität und ansteckende Begeisterung für alte Musik zusammen mit Paul Leenhouts auf der Flöte, behutsam begleitet von Josue Reyes (USA) auf dem Kontrabass.
Die Werke von wenig bekannten böhmischen Komponisten des Spätbarocks wurden durch die fantastischen Instrumentalisten in einem wahrhaft mitreißenden Konzert leuchtend lebendig. „Fantasmi“ – das war Musik über Ländergrenzen hinweg, Musik von jungen Menschen, die mit ihrer Virtuosität die zerrissene Welt ein wenig friedlicher machen und allen, die ihnen zuhören, ein Stück Heiterkeit und Freude schenken wollen und können.
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