Pa! Minga!

Das Vokalensemble Paminger stellt in einem überragenden Konzert in Neuhaus seine CD „Media Vita“ vor

31.01.23 –

„Ausverkauft“, prangt auf dem Plakat vor der Maria Ward Realschule in Neuhaus – verständlich, wenn das Leonhard Paminger Ensemble, bestehend aus Eva Pientka (Mezzosopran), Stefan Steinemann (Altus), Martin Steidler (Bariton), Wolfgang Filser (Bass) sowie Maria und Matthias Deger (Sopran und Tenor) zur Vorstellung des neuen Albums einlädt.

Paminger wird da kurzerhand zu „Pa! Minga!“ – unter diesem Titel versammelte das Sextett Komponisten, die wie das Ensemble selbst Bezüge zu Passau und München aufweisen. Der Namensgeber steht im Zentrum des Programms. Daneben sind in schönem Kontrast Kompositionen von Tenor Matthias Deger zu hören, die der Renaissance in Sachen Polyrhythmik in nichts nachstehen, harmonisch aber ungleich anspruchsvoller sind und sich wie bei der Vertonung von „Verleih uns Frieden“ dann doch in einen erlösenden Dur-Akkord ergießen. Glänzend gelingt bei alldem die Abstimmung von Tempo, Dynamik und Artikulation, wobei das Ensemble die Notwendigkeit von Einsätzen hinter sich lässt, die es bei so viel individueller Klasse und Vertrautheit nicht mehr braucht. Mit klanglicher Transparenz und einer überragenden harmonischen Sauberkeit überzeugen die Musizierenden auch in trockener Raumakustik – man stelle sich vor, das Konzert hätte wie ursprünglich geplant im Oktober 2022 in der Klosterkirche stattgefunden.

Pro forma ein wenig jedoch eher bemühte Kritik: Vereinzelt gibt es minimal unterschiedliche Aussprachen, etwa in Pamingers „Ductus est Jesus“, wo bei einem der Vokal in manchen Stimmen offener ausfällt als in anderen, oder im Stück „Discumbentibus“ desselben Komponisten beim Wörtchen „qui“. In der ersten Hälfte sind vor allem manche Sopraneinsätze noch tastender als in der zweiten, und bei Deprez’ „De Profundis“ bleibt der Mezzosopran beim Tempowechsel in der basisdemokratischen Minderheit.

Ansonsten bleibt für Jammern auf höchstem Niveau nur das Außermusikalische: Teils wirken die Musizierenden selbst bei strahlenden Schlussakkorden etwa in Pamingers „Lumen ad revelationem“ etwas teilnahmslos, wobei Sopranistin Deger und Altus Steinemann durch Mimik und Gestik noch am ehesten Anteil an den Stücken nehmen – ein Aspekt, der in der CD-Fassung freilich entfällt, sodass die Mängelliste erneut wenig hergibt.

Als das Konzert mit Senfls weltlichem Stück „Ach Elslein“ schließt, zeigt die Gruppe, dass ihr natürlich auch dieses Repertoire liegt, und man würde gerne in größerem Umfang hören, was sie aus den verspielten Liebesliedern der Renaissance machen würde – das einmal als unverbindliche Idee für neue Projekte, die gerne folgen dürfen.

Philipp Heidepeter


Die CD „Media Vita“ des Ensembles Paminger ist zu beziehen bei https://www.matthias-deger.com

Passauer Neue Presse, 31. Januar 2023