Voll aus dem Leben gegriffen

Peter Tilchs neue Chansons

08.03.22 –

Ein bemerkenswertes, ja fast spektakuläres Sonntagnachmittagskonzert hat der Kulturverein Neuhaus am Inn im Kreis Passau zum Neustart nach der pandemie-bedingten längeren Pause im Festsaal des prächtigen Klosters Neuhaus veranstaltet. Dabei stellte der vom Landestheater Niederbayern in Passau bestens bekannte Bariton und Chansonnier Peter Tilch sein neues Programm "Die andere Seite" vor.

Tilch präsentierte sich als Sänger, Instrumentalist, Kabarettist und Liedermacher facettenreich, wirkungsvoll und mitreißend. Er karikierte die Schattierungen des Lebens mit Witz, Ironie und Charme in lebensnah-zupackender Art und interpretierte sie darüber hinaus abwechselnd an Gitarre oder Klavier spieltechnisch so perfekt und virtuos, dass man am Ende nicht wusste, auf welchem Instrument er sich letztlich am wohlsten fühlt.

Die Themen, die er in seinen Chansons beschreibt, sind allesamt voll aus dem Leben gegriffen ("Handy verloren!"), befassen sich aber auch mit anspruchsvolleren Themen wie der Liebe, der mehr rhetorischen Frage , warum denn die äußerliche Schönheit ungerechterweise wohl hauptsächlich den Frauen vorbehalten bliebe oder aber dem physikalischen Phänomen der Obertöne. In seinen witzig-geistreichen Überleitungen und Moderationen sparte Tilch nicht mit Selbstironie, wenn er etwa ganz nebenbei anmerkte, dass er beim Wettbewerb für einen Werbesong über den Bayerischen Wald den ersten Platz belegte, später aber erst erfuhr, dass es nur einen Teilnehmer gab.

Besondere Erwähnung verdient, dass bei dem reichen Kaleidoskop an Themen jedes der Lieder mit einem ganz individuellen Charakter punktete und mitunter in spieltechnisch halsbrecherischer Art sogar durch Mundharmonika bereichert wurde, was Tilch aber mit Bravour und Witz löste. Ein Abend mit Niveau,Witz, Ironie und Tiefgang, der von den Zuhörern im intimen Rahmen des Kloster-Festsaals mit Begeisterung quittiert wurde und nach Wiederholung in größeren Sälen verlangt.

Toni Daumerlang

Passauer Neue Presse, 8. März 2022