Musikalischer "Funkenflug"

Manuel Randi Trio zauberte Sommernachtsstimmung – Virtuose Gitarrenmusik

28.06.22 –

Neuhaus am Inn. Es hätte ein wunderbarer musikalischer Sommerabend im Schlosshof der Maria Ward Realschule werden sollen – aber auch bei Regen gibt es gute Ausweichmöglichkeiten für ein bezauberndes Konzert. Darum zauberte das Mario Randi Trio südländische Lebensfreude in den dicht besetzten Festsaal der Schule und setzte einen musikalisch sprühenden Auftakt für den "Funkenflug", das erstmals grenzüberschreitende Kulturereignis von Neuhaus und Schärding. Manuel Randi, der sympathische Zauberer auf der Gitarre, der auch zum Ensemble des Herbert Pixner Projekts gehört, entführte mit seinen Begleitern Marco Stagni am Bass und Mario Punzi auf der Gitarre und an den Drums das Publikum in den sonnigen Süden, in die Toskana. Es war ein funkelnd-fröhliches musikalisches Landschaftsbild, das Manuel Randi auf der Gitarre entstehen ließ, und auch seine verträumt-märchenhafte Interpretation des "Dornröschen", "La bella addormentata" zeigte die Virtuosität der drei Südtiroler Musiker.

Diese Musik für Gitarre wurde zum musikalischen Feuerwerk zu einem wahrlichen "Funkenflug", wenn Manuel Randi mit einem Rumba nach Katalonien entführte, wenn der Rumba zum Flamenco wird, wenn die Lebensfreude Spaniens fast mit Händen zu greifen ist – zumindest mit den Händen der Musiker – und da kamen nicht nur die Liebhaber "klassischer" Gitarrenmusik auf ihre Kosten. Da schlich Manuel Randis "Gatto nero", die schwarze Katze, plötzlich gar nicht mehr leise durch den Raum, da riss das atemberaubende Tempo die Zuhörenden in eine Welt der unbeschwerten Lebensfreude – begeistert und dankbar angenommen in manch unsicheren Zeiten. Und dann gab es einen "Slow Blues", der einfach entspannend war wie eine südländische Siesta "After Dinner".

Die Kompositionen von Manuel Randi bewegten sich geradezu genial von argentinischem Tango zu Gipsy-Swing, aber auch Wolfgang Amadé Mozarts "Marchia alla turca" wurde auf der Gitarre zu einem starken musikalischen "Caffé" angereichert. Dieses musikalische Crossover mit Rumba, Samba und Tango war Lebensfreude pur, ob bei Impressionen des "Carnevale" oder auch beim liebevollen Lied "Per te" für Manuel Randis Tochter. Und dann wurde auch noch Johann Sebastian Bach ganz neu interpretiert – die Passacaglia bekam mit Gitarre, Bass und Trommeln ganze neue Dynamik – Bach in Jazzklängen war ein ganz neues Hörerlebnis.
Den zweiten Teil des Programms dominierten E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug, und selbst Anklänge an die rumänische Cymbal bekamen dadurch ganz neue musikalische Leuchtkraft, und am Schluss des Abends wurde es noch richtig laut und fetzig, Musik mit einem brillanten Schlagzeugsolo von Mario Punzi, die von den Stühlen riss und fast zum Tanzen einlud – aber da war der Raum des Festsaals leider zu eng. Das Trio zauberte fantastische Sommernachtsstimmung und ließ die musikalischen Funken fliegen. Die Zuhörenden waren hellauf begeistert.

Dr. Hans Würdinger

Passauer Neue Presse, 28. Juni 2022